25.01.2022

Glaubensspuren in Warstein

Projekt macht Wegeskreuze , Bildstöcke und Heiligenhäusschen erlebbar

Vermutlich ist schon jedem Warsteiner einmal ein Wegekreuz aufgefallen. Auf dem täglichen Weg innerhalb der Kernstadt oder auch in Feldern und Wäldern. Bei ihren Spaziergängen durch die Natur warf Beate Risse immer wieder einen Blick auf Kreuze und auch Bildstöcke. „Wie lange steht das da denn wohl?“, fragte sich die Warsteinerin immer wieder. Die Frage blieb in ihrem Gedächtnis, bis sie vor rund zwei Jahren im Pfarrgemeinderat folgende Frage stellte: „Was hat es mit den Kreuzen und Heiligen-Häuschen auf sich?“ Daraus ist das Projekt „Glaubensspuren“ geworden.

Es entstand die Idee, die Geschichte der Wegekreuze, Bildstöcke und Heiligen-Häuschen in der Kernstadt zu erzählen und für jeden einfach zugänglich zu machen. Durch die voranschreitende Digitalisierung und auch die Pandemie war schnell klar, dass dies am besten mit QR-Codes umzusetzen sei. Den Anfang machte dabei die Zusage des Heimat-Schecks, eine Förderung des Landes NRW für Heimat und Kultur. Auch der Förderverein der Kirchengemeinde sagte seine Unterstützung zu und so konnte das Projekt mit voller Kraft umgesetzt werden.

Beate Risse organisierte zusammen mit dem Koordinator Werner Vollmer mehrere Treffen, die vom Pastoralteam und Pastor Lukas Schröder begleitet wurden. „Es wurde von vielen breiten Schultern gestemmt“, erklärt Werner Vollmer. Neben Arbeitskreis und Pfarrgemeinderat brachten sich nämlich auch viele Gemeindemitglieder mit ein, die sich an einige Details aus der vergangenen Zeit erinnern konnten. Angeknüpft wurde dabei an den „Wegweiser“, der im Jahre 1995 von der KAB Warstein erstellt worden war. Dieser wurde somit inhaltlich aktualisiert und auch vervollständigt. „Wir haben schon Heimatforschung betrieben“, so Lukas Schröder. Werner Vollmer blieb besonders die Kooperation aller im Gedächtnis: „Man setzt sich Widersprüchen aus… Jeder hat ein anderes Wissen und auch die Besitzer der Kreuze mussten kontaktiert werden.“ Somit wurden nach einigen Diskussionen und vielen emotionalen Gesprächen 50 Kreuze, Bildstöcke und Heiligen-Häuschen erfasst. Dazu kommen drei Kapellen und drei Kirchen.

Das Projekt läuft unter dem Titel „Glaubensspuren Warstein“. Klaus Schrewe sieht es als einen Teil der Heimatgeschichte. Viele der Kreuze blieben einfach stehen und jedes Kreuz hätte eine Aussage. Manchmal konnte man die Geschichte noch nachvollziehen, dahinter steckten meistens Dankbarkeit und persönliche, bewegende Schicksale. Für Lukas Schröder sind es auch viele ungeschriebene, subjektive Geschichten, die an den Kreuzen hängen. „Wichtig ist es, diese zu pflegen und auch nicht zu vergessen!“ Einige Kreuze liegen sehr zentral, andere sind weit weg und verborgen. „Trotzdem wird sich darum regelmäßig gekümmert, und das ist erstaunlich“, blickte der Pastor auf die Besuche bei den gepflegten Kreuzen zurück. Für ihn sagt das Folgendes aus: „Glauben findet vor Ort statt!“
Klaus Schrewe findet auch wichtig, dass Auswärtige und Besucher nun die Möglichkeit haben, einen Teil über Warsteins Geschichte ganz einfach zu erfahren. „Man hat einen ganz anderen Blickwinkel auf die Orte“, erklärt er: „Vom größten Gebäude, unserer Pfarrkirche, bis hin zum kleinsten Wegekreuz im Wald.“

Scannt man den QR-Code ein, so wird man zu einem YouTube-Video verwiesen. Dieses Kurzvideo beinhaltet Texte, neue Bilder und die Informationen werden vorgelesen, sodass man während des Hörens den Ort betrachten kann. Dabei haben sich viele Leute unterschiedlich eingebracht und jeder hat das getan, was er kann. „Ein Projekt aus einem Guss“, so Werner Vollmer über die gemeinsame Arbeit: „So etwas schafft man nicht alleine“, war sich das Team einig. Doch was bedeutet dieses Projekt nun für Warstein? Im Vordergrund stehen natürlich die einzelnen persönlichen Geschichten der Orte. Durch die schnelle und einfache Möglichkeit, diese zu erfahren, können die Einwohner neugierig gemacht werden, diese zu erforschen. Ganz einfach mit dem Smartphone…

 

Soester Anzeiger, 24.01.2022