03.06.2023

Roter Teppich für das Ehrenamt

Mucksmäuschenstill ist es im Jugendheim in Belecke, als Ute Pluntke, die fünf Kursteilnehmerinnen und der Hahn im Korb ihre Sketchnotes anfertigen. „Wie Meditation“, sagt die Kursleiterin lächelnd. Seit gut anderthalb Stunden sitzen sie hier schon und arbeiten – und die Ergebnisse können sich richtig sehen lassen. Der Kurs „Kreative Notizen – Sketch your day“ ist dabei eines von sieben Angeboten – denn heute beim Dankeschöntag für Ehrenamtliche kommen alle auf ihre Kosten.

Hier kommen alle zusammen, die sich engagieren: in der Messdienerleitung, beim Aufstellen der Tannenbäume, beim Verteilen der Weihnachtspost, im Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand, die sich um die Bildstöcke oder die Grundstücke der Kirche kümmern, die die Sternsingeraktion organisieren oder im Eine-Welt-Laden aktiv sind – eben alle, die sich in der katholischen Kirchengemeinde St. Pankratius in Belecke ehrenamtlich engagieren. Über 150 sind gekommen. Erst besuchen die Ehrenamtlichen eins der sieben Angebote, danach treffen sich alle im Pfarrgarten.

Cordula Heine, die sich beim PANK38-Treff engagiert, musste gar nicht lange überlegen: „Meine Tochter war schon öfter bei Ute Pluntke und bringt immer so tolle Sachen mit nach Hause“, erklärt sie, deshalb wollte sie die Sketchnotes auch mal ausprobieren. Ina Jesse vom Pfarrgemeinderat dagegen hat sich auch für etwas Kreatives entschieden, sie sprayt aber gerade hinterm Jugendheim, was das Zeug hält – beim Graffitiworkshop „Farbspiele unter Druck“. „Weil ich gerne was Kreatives mache“, erklärt sie. Und: „Das macht man sonst nicht so, weil man die Sachen gar nicht zu Hause hat.“ Der Umgang mit der Spraydose ist dabei gar nicht so einfach, aber: „Es ist cool“, findet sie. Dabei sind aber längst nicht alle Angebote nur für Kreative: „Unterwegs mit dem Pengel-Anton“ ist eine große Gruppe mit den Hammer Eisenbahnfreunden vom Belecker ‚Hauptbahnhof‘ bis nach Beckum und zurück. „Du hast den Bogen raus“ heißt es beim Bogenschießen im Bilsteintal, und „Standhaft bleiben“ die Stand-Up-Paddler auf dem Hennesee. „Pilgern mit dem Planwagen“ bringt einige auf den 3Klang-Weg nach Kallenhardt und „Die Seele baumeln lassen“ kann eine Gruppe beim Wellness im Kaiser-Heinrich-Bad.

Die Pfarrgemeinderats-Vorsitzende Anja Werthmann erklärt: „Alle paar Jahre laden wir die, die in unserer Kirchengemeinde in irgendeiner Weise ehrenamtlich tätig sind, zu einem besonderen Dankeschön ein. Das letzte war 2016. In diesem Jahr können wir viele und außergewöhnliche Aktionen anbieten, weil das Erzbistum Paderborn diesen Tag durch den Fonds „Ehrenamt fördern“ mitfinanziert.“

Deshalb wird für die Ehrenamtlichen der rote Teppich im Pfarrgarten ausgerollt: Nach dem Sektempfang gibt es Kaffee und Kuchen. Den anschließenden Impuls-Gottesdienst nutzen Pfarrer Markus Gudermann und die Kabarettistin Hettwich vom Himmelsberg natürlich dazu, Danke zu sagen, aber auch, um Hoffnung und Zuversicht zu geben. So ein Tag sei nötig, betont Hettwich vom Himmelsberg schon im Einstieg gewohnt humorvoll, um weiterhin zu motivieren. Und sie geht auch auf all das ein, was die Welt und die Kirche gerade beschäftigt. „Von wegen Not lernt beten“, weiß sie. Das sei höchstens im Privaten – ganz nach dem Motto: „Lieber Gott, mach‘, dass ich noch schnell eine Ölheizung eingebaut kriege.“ Und in puncto Rolle der Frau in der Kirche ist sie sich sicher: „Gott ist Mensch geworden und nicht Mann.“ Und später, im Zwiegespräch mit Pfarrer Markus Gudermann betont sie auch, wie wichtig Hoffnung ist. „Vielleicht brauchen wir in all den aktuellen Verunsicherungen unserer Zeit gerade heute mehr Hoffnung? Mehr Zuversicht, dass unser Tun und Streben Sinn macht?“, fragt er – und die Ehrenamtlichen tauschen sich während dieses Gottesdienstes in Kleingruppen darüber aus.

Damit sie ihre Zuversicht nicht verlieren, bekommen sie einen „Zuversichts-Streuer“, also einen Salzstreuer mit der Aufschrift „Zuversicht“. „Wann immer Sie niedergeschlagen sind oder im Selbstzweifel feststecken, streuen Sie sich etwas Zuversicht auf den Kopf“, hieß es dazu. Und am Ende, da gehen die vielen engagierten Männer und Frauen wirklich mit ein bisschen mehr Zuversicht nach Hause – und ganz beseelt vom Tag, der bei schönstem Wetter mit einem Grill-Imbiss im Pfarrgarten ausklang. „Und genau darum geht es doch eigentlich, oder?“, weiß Hettwich vom Himmelsberg. „Dass allen hier und heute schon ein Hauch von Seligkeit um die Nase weht.“

 

Hannah Löseke