Impuls zum Sonntag

Nutzen wir diese Zeit, um an unsere inneren Quellen zu kommen

Vor zwei Wochen hat Pastor Uwe Müller an dieser Stelle mit uns über die Krone der Schöpfung nachgedacht. Wir meinten ja bis dahin, wir seien das. Doch Pastor Müller machte uns darauf aufmerksam, dass Gott sein siebentägiges Schöpfungswerk nicht mit der Erschaffung des Menschen krönte, sondern mit dem Ruhetag zum guten Schluss.

Gerade in diesen Wochen ist es wohltuend – besonders für die, die sich selten Pausen gönnen -, immer wieder daran erinnert zu werden, Auszeiten zu nutzen. So hören wir an diesem Sonntag in den katholischen Gottesdiensten, dass Jesus seinen fleißigen Jüngern eine Pause nicht nur gönnt, sondern sie ihnen verordnet. „Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus!“ (Mk 6,30-34). Jesus ist ein fürsorglicher Chef, der sich um das Wohl seiner Mitarbeitenden sorgt. In neueren Autos gibt es eine Müdigkeitserkennung, die Alarm schlägt, wenn die Reaktionen des Fahrers träge werden. Vielleicht hat Jesus auch besondere Sensoren für unser Heil.

Denn es gibt viele Menschen, die brennen für eine Sache; sie setzen sich ein, machen und tun. Dabei gönnen sie sich aber keine Ruhe und fühlen sich getrieben von ihren Idealen, von ihren eigenen Ansprüchen oder der ansteckenden Begeisterung. Doch bei allem Aktionismus stehen sie in der Gefahr, nach und nach das Eigentliche oder das Ziel aus dem Blick zu verlieren (Motto: „Als wir unser Ziel aus den Augen verloren, verdoppelten wir unsere Anstrengungen“). Dann funktioniert man nur noch und läuft wie ein Hamster im Rad. Was vorher in mir brannte, lässt mich dann ausgebrannt zurück.

Der heilige Bernhard von Clairvaux († 1153) rät uns, eine Schale zu sein und kein Kanal. Letzterer gibt sofort weiter, was er empfängt, hat aber für sich nichts. Eine Schale wartet, bis sie erfüllt ist. „Lerne auch du, nur aus der Fülle auszugießen, und habe nicht den Wunsch, freigebiger zu sein als Gott. Die Schale schämt sich nicht, dass sie nicht überströmender ist als die Quelle.“ Und schließlich für die, die dann immer noch ein schlechtes Gewissen haben, schreibt Bernhard: „Wenn du mit dir selber schlecht umgehst, wem bist du dann gut?“ (aus: 18. Sermon zum Hohenlied).

In diesen sommerlichen Wochen geht es bei uns spürbar ruhiger zu. Viele genießen die freie Zeit mit der Familie, mit Freunden oder auch allein. Es scheint nötig zu sein, im Laufe des Tages, der Woche und des Jahres immer wieder Phasen der Ruhe, der Neubesinnung und Erholung zu haben. Nutzen wir diese Zeit, um an unsere inneren Quellen zu kommen, um uns neu von ihrem erfrischenden Wasser erfüllen zu lassen.

Eine schöne Sommerzeit wünscht

Markus Gudermann