„Öffne dich!“
Manchmal verschlägt es mir die Sprache. Dann kann ich nichts mehr sagen. Es fehlen mir die Worte. Dann will ich auch nichts mehr hören. Das kann ich nicht glauben und nicht mehr ertragen. Und schließlich halte ich den Anblick nicht mehr aus. Die Bilder sind zu abstoßend. – Das alles macht mich nur noch tottraurig oder wütend.
Sie kennen sie ja, die drei Affen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. So sitzen sie da. Der eine hält sich die Augen zu, der andere die Ohren und der Dritte den Mund. Das bedeutet das Ende von Lebendigkeit, von Austausch und Kommunikation. So leben sie aneinander vorbei und sind lebendig wie tot. Traurig ist, wer das erleben muss!
An diesem Sonntag hören wir in den katholischen Gottesdiensten von Jesus, wie er einen Taubstummen heilt (Mk 7,31-37). Es wäre ein riesiges Glück, wenn so etwas auch heute mit Menschen geschähe, die tatsächlich nicht sprechen und hören können. Doch Wunder sind selten.
Allerdings gibt es eben auch eine andere Art von Verschlossenheit – zwischen Menschen im selben Haus, zwischen Menschen im selben Land und zwischen Menschen der einen Erde. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Ich schaue nicht hin. Ich genüge mir selbst. Die anderen stören nur. Es reicht doch, wenn es mir gut geht.
Da hinein spricht Jesus sein „Effata!“, eines der wenigen Worte, die die Bibel in der Muttersprache Jesu wiedergibt. Auf deutsch: „Öffne dich!“ Schlicht und doch so erlösend. Nimm die Hand von den Ohren, vom Mund und den Augen weg! Schau hin, höre hin! Halt dich nicht länger raus! Du hast diese kostbaren Instrumente bekommen, damit das Leben bunt und reich werden kann, damit du dich und die Welt um dich herum sich entfalten können. So gerne, wie ich mich immer mal wieder vergraben möchte (und manchmal reicht es mir wirklich!), Jesus traut mir etwas zu: Halt dich nicht raus, schau hin und sag das, was dran ist. Trau dich! Effata!
Markus Gudermann