Impuls zum Sonntag

Der Schokoladenbrunnen der Liebe Gottes

In Köln, nicht weit weg vom Dom, direkt am Rhein, gibt es das Schokoladenmuseum. Eine der großen Attraktionen ist der Schokoladenbrunnen. Warme, flüssige Schokolade rinnt da über mehrere Ebenen von oben nach unten. Verbreitet einen bezaubernden Duft. Und als Besucher bekommt man eine Waffel, und die wird dort eingetaucht und so kann man Schokolade naschen.

Ein Gedicht. Und egal, wie viele Menschen an diesem Tag das Museum auch besuchen: Die Schokolade wird nicht alle! Ohne Ende quillt neue Schokolade von der oberen Öffnung hervor, fließt herunter und kommt unten bei mir an.
Jeder kann sich bedienen, man muss nicht neidisch auf den Nebenmann sein, der eine etwas größere Portion bekommen hat. Es ist mehr da, als alle je brauchen …
Sie merken, ich komme ins Schwärmen – da höre ich jetzt lieber mal auf.

Aber doch erinnert mich das, was Johannes schreibt, an so einen überfließenden Schokoladenbrunnen der Liebe Gottes: Die Liebe, die von Gott kommt, fließt weiter an Jesus, und von da an die Jünger, und diese geben die Liebe weiter an andere Menschen. Und das alles scheint kein Ende zu haben; im Überfluss ist diese Liebe Gottes da. Keiner muss neidisch auf den Anderen schauen, weil der mehr abbekommt als man selbst, es ist ja genug für alle da.
Und weil jeder weiß, dass er nicht zu kurz kommen wird, gönnt er dem anderen jedes Stück dieser Liebe.
Wo das passiert, da möchte man leben.
So, wie mancher sich gerne mal über Nacht in dem Schokoladenmuseum einsperren lassen möchte, um dann buchstäblich in Schokolade zu baden, so ist der Evangelist Johannes einer, der immer wieder den Menschen den Mund danach wässrig macht, wie schön es ist, wenn wir Menschen Teil dieses Liebesbrunnens Gottes sind.

  • Wenn ich erlebe, dass man mich wertschätzt; man mir sagt: Schön, dass es dich gibt, dass du mein Nachbar bist.
  • Wenn ich erfahre, dass ich mich auf die Unterstützung und Hilfe der Anderen verlassen kann. In Kleinigkeiten und in den großen Krisen des Lebens. Menschen kommen vorbei, fragen, ob sie helfen können, erkundigen sich, wie es mir geht.
  • Wo ich spüre, dass die Fehler, die ich mache, zwar wahrgenommen werden, aber nicht zum Thema des Dorftratsches werden. Weil die Mitmenschen sich ihrer eigenen Unzulänglichkeiten und Schuld bewusst sind. Ich merke: Ich bin angenommen, so seltsam wie ich manchmal auch bin.                                                 – Und vielleicht darf ich es sogar erleben, dass andere Opfer für mich bringen. Auf Freizeit verzichten, um mich zu unterstützen. Einen schrägen Blick riskieren, weil man sich bewusst auf meine Seite stellt.

Wo Menschen ein Teil des Schokoladenbrunnens der Liebe Gottes werden, da lässt es sich gut leben. Da entsteht eine andere Welt, eine Gegen-Welt zu dem, was wir oft erleben. Da zählt das „DU” mehr als das „ICH”. Da ist der Andere wertvoll – einfach so; egal, ob er für mich „nützlich” sein kann.

 Ein letzter Gedanke: Jesus sagt: „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch liebe”. Wer sagt, dass sich Liebe nicht „befehlen” oder „verordnen” lässt – der muss sich von Jesus sagen lassen: „DOCH! Du sollst lieben. Das ist dein Auftrag”.
Das ist nicht gerade romantisch von unserem Herrn … aber immer wieder lesen wir in unserer Bibel, wie Jesus uns die Liebe als Auftrag gibt. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst”. Du, Christ, das ist deine Stellenbeschreibung! – Deinen Nächsten!
Nicht die Schönen. Nicht den, der dir sympathisch ist. Nicht den, der schon 2000 Freunde auf facebook hat. Nicht den, bei dem dir Helfen echt Spaß machen würde.
Deinen Nächsten, den, der grade mal vor deiner Nase auftaucht und bei dem du merkst: Da ist „Liebe” angesagt. Und denkst: Gott gib jetzt bitte ganz ganz viel von deinem Schokoladenbrunnen der Liebe ab – denn ich merke, ich bin noch blutiger Anfänger in Sachen Liebe.

Ihre Beatrix Jakobi