Weihnachten: das Fest der Gemeinheit Gottes
„Du bist gemein!“ ruft das kleine Mädchen ihrem großen Bruder zu, der ihr den Lieblingsteddy weggenommen hat und so hoch über seinen Kopf hält, dass sie ihn auch mit noch so häufigen Sprüngen nie wird erreichen können. „Du bist gemein“ ist in diesem Fall die harmlose Variante von „Ich würde dich ja verprügeln, wenn ich stark genug dazu wäre.“ Da das aber nicht der Fall ist, bleibt nur das hilflose moralische Urteil: „Du bist gemein!“ Und das meint: Du bist frech und böse.
Ich kann daher gut verstehen, wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sich bei der Überschrift zu diesem Sonntagsimpuls irritiert gefragt haben: Wieso spricht der Müller von der Gemeinheit Gottes? Inwiefern ist Gott gemein? Meint Er es so übel mit uns wie jener große Bruder?
Da kann ich Sie beruhigen: Gott ist nicht gemein, Er macht Sich gemein. Das Wort „gemein“ hat ja ursprünglich eine ganz andere Bedeutung gehabt. Die finden wir heute noch etwa in dem Wort Allgemeinheit wieder: das, was alle betrifft und für alle da ist.
In diesem Sinn ist Weihnachten das Fest der Gemeinheit Gottes. Denn an Weihnachten zeigt sich:
Gott ist für alle Menschen da: für dich und für mich. In Jesus, dem Kind in der Krippe, wird Er einer von uns – ein Säugling, wie wir alle einmal einer waren.
Gut, dass Gott Sich so gemein mit uns macht, dass wir Ihn in einem kleinen Kind entdecken können. (Ein Säugling ist ja noch nicht gemein, sondern schlichtweg hilflos.) So bietet Gott Sich uns Menschen dar: Er macht Sich von uns abhängig, gibt Sich uns im Jesuskind in die Hände.
Ein Gott, der Sich so gemein mit uns macht, versteht uns auch in den Zeiten unseres Lebens, in denen uns gar nicht weihnachtlich zumute ist.
Mit so einem Gott an unserer Seite können wir uns Weihnachten zutrauen.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht Ihnen Ihr Pastor Uwe Müller