Auf Wiedersehen!
Drei der ältesten noch erhaltenen Grabstätten auf dem Evangelischen Friedhof in Warstein sind recht unscheinbare Grabplatten; zwar an einem der Hauptwege gelegen, aber doch leicht zu übersehen. Eines haben sie gemeinsam: Unter den Namen und Lebensdaten der dort Begrabenen steht „Auf Wiedersehen!“
Seit ich in Warstein bin, haben diese sonst unscheinbaren Worte mich zutiefst beeindruckt. Welch eine Auferstehungshoffnung! Welch ein Vertrauen darein, dass Gott Seine Versprechen hält, dass mit dem Ende dieses Lebens nicht alles vorbei sein soll! – Und welch ein Vertrauen darauf, dass die dort Liegenden und die, die ihnen diesen Abschiedsgruß auf die Grabplatte geschrieben haben, gemeinsam in das Reich der Seligen einziehen werden.
Ganz ehrlich, liebe Leserin, lieber Leser: Die Hoffnung darauf, mit den Lieben meiner Vergangenheit, die mir den Weg in das große Unbekannte vorausgegangen sind, wieder vereint zu werden, hat für mich etwas zutiefst Tröstliches. Durch den Tod nicht für immer getrennt zu sein; am Ende gemeinsam schauen zu dürfen, was wir in diesem Leben „nur“ glauben können –das wäre doch die Erfüllung aller Wünsche und Sehnsüchte eines Menschenlebens.
Andererseits: Wie würde ein solches Wiedersehen im Reich Gottes wohl aussehen? Wäre meine Großmutter auch dort – wie auf ihrem Sterbebett – nur noch Haut und Knochen, vom Krebs zerfressen? Und das für alle Ewigkeit? Oder würde Gott sie als das junge Mädchen in Seine Ewigkeit aufnehmen, das noch gesund und voller Erwartungen auf eine glückliche Zukunft auf ihr Leben blickte? So würde ich sie wohl gar nicht wiedererkennen, habe ich sie so doch nie kennengelernt.
Auf einmal macht mich diese starke Hoffnung auf den drei Grabplatten ratlos. Sie übersteigt mein Vorstellungsvermögen. Da bleibt mir nur, glaubend-zweifelnd mit dem Liederdichter Paul Gerhardt zu singen: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht, lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht; bist du doch nicht Regente, der alles führen soll, Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.“
Einen tröstlichen Ewigkeitssonntag wünscht Ihnen Ihr Pastor Uwe Müller.