31.05.2021

2. Impuls-Gottesdienst zum Thema Gerechtigkeit

Zum Impuls-Gottesdienst zur Enzyklika von Papst Franziskus „Fratelli tutti. Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft“ (2020) am Freitag nach Pfingsten kamen rund 50 Interessierte in die Heilig-Kreuz-Kirche. Eingeladen hatte die Faire Gemeinde St. Pankratius Belecke, um in der Gemeinde und darüber hinaus den Gedanken der weltweiten Gerechtigkeit und Solidarität hervorzuheben. Dazu hatte Kapuzinerpater Joachim Wrede aus Schliprüthen die Predigt und Präsentation vorbereitet.

Er zitierte aus dem 180-seitigen Papier, indem er der Gliederung weitgehend übernahm. Wissenschaftliche Beschreibungen der rein wirtschaftlichen Globalisierung sind ernüchternd: es gibt ein Desinteresse am Allgemeinwohl, Teile der Menschheit werden scheinbar geopfert zugunsten von bevorzugten Bevölkerungsgruppen. Die Freiheit der Wirtschaft wird genutzt, um ein einziges kulturelles Modell durchzusetzen: das Lebensmodell der Industriestaaten des Nordens.

Pater Joachim konnte dazu aus eigener Erfahrung berichten, wie in Mexiko die Kultur der Indio-Bevölkerung der Verachtung durch die Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt ist. Indigene Völker gelten als rückständig, oft als ungebildet. Das ist eine Form struktureller Gewalt. Der Papst, der die lateinamerikanische Situation sehr genau kennt, stellt sich an die Seite der indigenen Völker. Darin unterscheidet er sich deutlich von seinen Vorgängern im Petrus-Amt.

Für uns Europäer ist das eine unbequeme Botschaft, „dass die Versessenheit auf einen konsumorientierten Lebensstil … nur Gewalt und gegenseitige Zerstörung auslösen kann.“ Papst Franziskus sagt: „Wir haben schon sehr viel Zeit moralischen Verfalls verstreichen lassen, indem wir die Ethik, die Güte, den Glauben und die Ehrlichkeit bespöttelt haben, und es ist der Moment gekommen zu merken, dass diese fröhliche Oberflächlichkeit uns wenig genützt hat.“ Er hofft darauf, dass die Corona-Pandemie ein Umdenken erleichtern wird, hin zu einer Wirtschaft, die dem Gemeinwohl dient, hin zu einer Kultur, die die Vielfalt wertschätzt und den Reichtum der Erde allen zugänglich macht.

Pater Joachim fasste die Forderungen des Papstes zusammen in drei Bereiche:

  • Wir brauchen eine rechtliche, politische und wirtschaftliche Weltordnung, die die internationale Zusammenarbeit auf die solidarische Entwicklung aller Völker fördert und ausrichtet.
  • Krieg und Todesstrafe müssen weltweit geächtet werden.
  • Wir brauchen eine Gesetzgebung für Migration, denn die wird zukünftig eine größere Rolle spielen als heute.

Da stellt sich am Ende die Frage, was die kirchlichen Gemeinden und Verbände mit diesen Forderungen anfangen werden. Die Tragweite der Enzyklika Fratelli tutti dürfte den meisten Katholiken noch nicht bewusst sein.

Theo Sprenger

 

 

Impuls-Predigt zum Nachhören auf Youtube